Wir hatten eine schlimme Saison 2010/2011 erlebt, erlitten und gerade so überstanden. Noch einmal war es dem 1. FC Köln gelungen, in der ersten Bundesliga zu verbleiben. Mit Ach und Krach blieben wir erstklassig.
Als FC-Mitglied seit August 2008 und über den Bornheimer Fanclub „ FC Fründe Mai 98" stolzer Besitzer einer Dauerkarte ab 2010 hatten wir im Block W2 die wenigen Höhen und vielen schmerzlichen Tiefen erlebt. Beim zweitletzten Heimspiel im Mai 2011 überreichte ich meinen Nachbarn neben und vor mir eine persönliche Einladung zum Kennenlernen und zur Feier des Verbleibs in der ersten Bundesliga. Wir hatten uns bei Toren abgeklatscht, waren freudig erregt auseinandergegangen nach Erfolgen und total niedergeschlagen, wenn unsere Lieblingsmannschaft wieder einmal verloren hatte. Wir standen bei eisiger Kälte zusammen und tranken bei sommerlichen Temperaturen Kölsch. Uns vereinte, Fußballfan zu sein, noch mehr: FC-Fan zu sein und unerschrocken hinter dieser Mannschaft zu stehen. Wir sahen uns in der Saison alle 14 Tage bei den Heimspielen, begrüßten uns freundlich und verabschiedeten uns je nach Stimmung traurig oder hochzufrieden. Ich wollte wissen, wer meine Nachbarn sind und durch meine Einladung erfahren, was sie so sehr am FC faszinierte, sie zum FC-Fan werden ließ und warum sie nur diesem Fußballclub die Treue hielten. Beim letzten Heimspiel der Saison 2010/2011 bekam ich dann die Rückmeldung auf meine Einladung, die ich auf den 21. Mai 2011 für das Köln-Rodenkirchener Bauhaus „Quetsch" datiert hatte. Zu meiner Freude bekam ich kaum Absagen, und wir trafen uns schließlich an jenem Samstag ab 15:00 Uhr in der „Quetsch", zunächst zur Sky-Übertragung des Pokal-Finals, dann auf der schönen Terrasse am Rhein.
Es wurde reichlich gegessen und getrunken und vor allem heftig gefachsimpelt, und ich spürte, wie viel Sachverstand über Fußball allgemein, den FC und seine Geschichte unter den Eingeladenen vorhanden war. An diesem Abend lernte ich viel Neues über meinen 1. FC Köln. Als Seiten- und Späteinsteiger lauschte ich den zahlreichen Anekdoten und persönlichen Erlebnissen. Kurz vor Mitternacht schlug ich spontan vor, aus unserem Kennenlernen einen kleinen Fan-Club entstehen zu lassen. Meine Idee kam an. Wir wählten einen Präsidenten als Vorsitzenden, seinen Vertreter und einen Kassenwart. So wurde dieser 21. Mai 2011 das Gründungsdatum unseres Fan-Clubs, der dann Monate später den Namen „FC Herzblut 2011" erhielt. Fortan trafen wir uns nicht nur bei den Heimspielen, sondern auch bei anderen Anlässen. So bei der Besichtigung des Kölner Stadions und einer Tropfsteinhöhle in Herborn und einem feucht-fröhlichen Grillnachmittag, der von unseren Herborner Mitgliedern organisiert worden war. Einige von uns fuhren gemeinsam zu Auswärtsspielen. Wir alle erlebten gemeinsam den bitteren Abstieg in die zweite Bundesliga 2012. Ein ganz neues Fan-Gefühl überkam uns, wenn unser FC plötzlich gegen Sandhausen, Fürth, oder andere Zweitliga-Clubs spielen und vor allem gewinnen musste. Doch nach zwei Jahren gelang der Wiederaufstieg und schließlich der Verbleib in der ersten Bundesliga. In den fünf Jahren unseres Bestehens mussten wir auch unerfreuliche Erfahrungen machen. Probleme und Streitigkeiten veranlassten schließlich vier Mitglieder, unseren Fan-Club zu verlassen. Nun herrscht wieder schöne Eintracht in unserem kleinen Kreis.
Heribert Schwan